Palliative Versorgung in der außerklinischen Intensivpflege – 1. Teil: Hintergründe

Die Arbeit in der außerklinischen Intensivpflege umfaßt vor allem die Rehabilitation und Förderung von Menschen, die langfristig an ein Beatmungsgerät gebunden sind und / oder Menschen mit schweren neurologischen Schädigungen, im sogenannten Wachkoma und minimalen Bewusstseinszustand. Viele Veränderungen in den Strukturen des Gesundheitssystems und in der Medizin führten in den lezten Jahren dazu, dass Palliative Care auch mehr und mehr in das Blickfeld dieser Art der Versorgung rückt. So beginnt eine Annäherung der beiden Bereiche – außerklinische Intensivpflege und Palliative Care.

Die kommenden Blogeinträge möchte ich vor allem zur Aufklärung und Verbreitung dieser Thematik nutzen, denn in meiner langjährigen Tätigkeit in der außerklinischen Intensivpflege und der Beschäftigung mit dem Thema Palliative Care in diesem Bereich wurde mir klar, dass eine fachliche Auseinandersetzung hierzu noch nicht stattfindet.

Warum ist eine Auseinandersetzung mit diesem Thema wichtig?

Außerklinische Intensivpflege und Palliativversorgung. Jeder wird sich jetzt denken: ja, klar, Menschen sterben in allen Fachbereichen. Warum sollte dem Thema also so eine besondere Bedeutung beigemessen werden?

Dazu müsste man sich die Entwicklung der außerklinischen Intensivpflege in den letzten 10 Jahren einmal genauer ansehen. Mit der bisherigen Devise „ambulant vor stationär“ vervielfachte sich die Anzahl der Patienten, die einer außerklinischen Intensivpflege und Versorgung bedürfen. Ebenfalls tragen demographische und medizinische Entwicklungen, durch die Erkrankungen, ihre Symptome und die häusliche Versorgung einem starken Wandel unterzogen haben, zum heutigen Stand der Dinge in der außerklinischen Intensivversorgung bei.

Im Rahmen meiner Recherche fielen mir folgende Zahlen und Sachverhalte auf: nur im Beatmungsbereich haben sich die Patienten mit langzeitiger Abhängigkeit vom Respirator fast vervierfacht. Im Jahr 2006 waren es 24.845, in 2016 bereits 86.117 Patienten (Quelle: Statistisches Bundesamt).
Die Zahl und Entwicklung von Wachkoma-Betroffenen ist dagegen nicht so einfach zu bestimmen. Das liegt vor allem an diagnostischen Schwierigkeiten und Falschdiagnosen. 2017 veröffentlicht Dorothea Thimm in ihrer Arbeit „Förderung von Menschen im Wachkoma“ absolute Zahlen von Wachkoma-Betroffenen von 8.000 – 10.000 in Deutschland. Es werden 2.000 – 3.000 Neuerkrankungen pro Jahr geschätzt. 

Auch in den Einrichtungen der Phase F, der Langzeitrehabilitation verändert sich die Patientenstruktur. Entwöhnung von der Beatmungsmaschine (Weaning) findet im klinischen Setting statt. Aufgrund von Alter und Lebenswandel sind viele Patienten multimorbid.

Ausblick

Der nächste Beitrag beschäftigt sich weiter mit Hintergründen und arbeitet die Unterschiede der Bereiche außerklinische Intensivpflege und Palliative Care heraus.