Wesentliche Unterschiede – Langzeitrehabilitation
Wie bereits anfangs angedeutet ist die Arbeit in der außerklinischen Intensivpflege auf das primäre Ziel der (Langzeit-)Rehabilitation ausgelegt. Durch die starken Veränderungen der Diagnosen und Prognosen ist dies bei manchen Patienten schlicht und ergreifend nicht mehr möglich.
Sowohl bei pneumologischen, als auch bei neurologischen Erkrankungen ist der Verlauf meist nicht prognostizierbar. Und dies ist schon der große Unterschied, der hier Erwähnung finden muss und weshalb die beiden Bereiche bisher noch kaum Schnittmengen haben (zumindest nicht in der vorhandenen Literatur, rein praktisch aber eben schon). Hier sei im übrigen nicht gemeint, dass betroffene Menschen mit solch schweren Erkrankungen nicht zu fördern sind, ganz im Gegenteil. Der Ansatz der Phase F ist hier genau der Richtige, nämlich, dass jeder seinen Fähigkeiten entsprechend gefördert wird.
Wesentliche Unterschiede – Palliative Care
Im Hospiz können Menschen umsorgt und gepflegt werden, die mit einer klaren Prognose aufgenommen werden. Der Aufenthalt ist dort zeitlich begrenzt. Im Gegensatz zu Einrichtungen der Phase F, also der Langzeitrehabilitation, wo betroffene Menschen auf unbestimmte Zeit, entweder bis zu ihrer Entlassung oder ihrem Tod ein Heim finden.
Es ist also meist nicht möglich, mit einer Erkrankung in ein Hospiz zu gehen, die zwar mit sicherer Wahrscheinlichkeit zum Tode führt, jedoch der Zeitpunkt des Todes noch weit in der Zukunft liegen könnte.
Hürden für die Zusammenarbeit
Die Krankheitsverläufe in den Einrichtungen der Langzeitrehabilitation sind, wie die Menschen selbst, höchst individuell und häufig kaum abschätzbar. Die jeweiligen Strukturen, die nutzbar und nützlich sind, werden aus verschiedenen Gründen – häufig aus Unwissenheit über den Bereich und deren Möglichkeiten – nicht in Anspruch genommen. Der Zugang, auf den aber jeder betroffene Mensch und seine Zu- und Angehörigen ein Recht haben, bleibt also verwehrt. Somit kann keine Vernetzung entstehen und jeder Fachbereich kocht weiterhin sein sprichwörtliches eigenes Süppchen.
Lebensbegleitung, wie die Begleitung bis zum Tod auch genannt wird, ist thematisch noch nicht in der außenklinischen Intensivpflege angekommen. Weiterbildungen und Interessen der Mitarbeiter und Unternehmen sind nicht für die praktische Umsetzung dieser Arbeit ausgelegt. Fachspezifisches Wissen kann kaum generiert werden, da es in so spezieller Form fast nicht aufbereitet ist. Hier sind Beispiele, speziell für die außerklinische Intensivpflege, wie z. B. Bearbeitung ethischer Fragestellungen, rechtliche Aspekte, Kommunikation mit kognitiv stark eingeschränkten Betroffenen, usw. zu nennen. Ambulante Hospizdienste können im Umkehrschluss ihre (ehrenamtlichen) Mitarbeiter für Lebensbegleitungen im Beriech der außenklinischen Intensivpflege schulen. Die Themen könnten hier beispielsweise Grundlagen der Beatmung (um Berührungsängste zu vermeiden), Wachkoma und minimaler Bewusstseinszustand, Kommunikation mit kognitiv veränderten Menschen sein und vieles mehr sein.
Ausblick
Es ist notwendig, diese Bereiche weiter zu vernetzen und für betroffene Menschen zugänglich zu machen. Somit kann ein hilfreiches Netzwerk entstehen, welches auch fachliche Kooperationen und Unterstützung möglich macht.
In meinen Workshops zu diesen Themen findet genau eine solche Vernetzung statt. Zu meinem Wissen aus jahrelanger Erfahrung gibt es viel Raum für Gedanken und Ideen. Jedesmal, wenn ich über Palliativversorgung in der außerklinischen Intensivpflege oder der Begleitung von Menschen im Wachkoma oder minimalem Bewusstseinszustand spreche, sehe ich, wie bei den Teilnehmern die Gedanken und Ideen zu sprudeln beginnen und es kommt zu erkenntnisreichem Austausch für alle Beteiligten.
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