In dieser Woche habe ich mir einen Wunsch erfüllt. Ich durfte einen Kurs abhalten, indem es um das Sterben geht. Ein Kurs, an dem jeder Mensch teilnehmen konnte. Und genau das war mein Wunsch. Mitten in der Gesellschaft übers Sterben reden.
Die Erfahrung meiner Berufsjahre zeigt mir, dass die meisten Menschen über das Thema Sterben und Tod erst nachdenken, wenn sie selbst oder einer ihrer Liebsten betroffen sind. Oft bekommen Menschen nicht einmal innerhalb ihrer Familie die Chance, über das eigene Lebensende zu sprechen, weil das Thema ein Tabu ist. Keiner möchte das hören. Es wirkt beinah so, als ob die Menschen Angst hätten, dass der Tod eintritt, sobald eine Auseinandersetzung damit stattfindet. Die Angst vor dem Verlust eines geliebten Menschen begleitet uns und auch die Angst vor dem eigenen Tod. Meist wird das Tabu nicht gebrochen und dann bleibt nur eben diese Angst. Weiter nichts. Es ändert sich auch nichts, wenn wir nicht anfangen, unsere Wünsche und Bedürfnisse auch für die letzte Phase unseres Lebens mitzuteilen. Denn nur dann erhalten wir die Möglichkeit, auch diesen letzten Teil unseres Lebens selbstbestimmt und mit guter Lebensqualität zu erleben, uns von geliebten Menschen zu verabschieden, noch einmal schöne Momente mit ihnen zu erleben und uns genau an diese schönen Momente zu erinnern.
Die Veranstaltungen konnten in den Räumen des DRK-Kreisverband Berlin-Nordost e.V. im Nachbarschaftszentrum Marzahn-Mitte in der Sella-Hasse-Straße und dem Begegnungszentrum „MuRInka“ Marzahn-Süd im Murtzaner Ring stattfinden. Die Kooperation kam über die wunderbare Swantje Ritter zustande, die, von der Wichtigkeit des Themas überzeugt, zu allem bereit war. So planten wir in dieser Woche zwei Kurse zu unterschiedlichen Zeiten, um sie für alle Interessierten zugänglich zu machen. Unser Plan ging auf. Natürlich galt es, die Corona-bedingten Hygiene- und Abstandsregeln einzuhalten und daher war die Anzahl der Plätze begrenzt. Zu meiner großen Überraschung waren wir ausgebucht. Das Interesse an dem Kurs war sehr groß und die Mischung der Teilnehmer hätte bunter nicht sein können.
Inhaltlich ging es je zwei mal 90 Minuten um die Themen Sterben, Tod und Trauer. Es wurden die strukturellen Gegebenheiten in Berlin angesprochen, aber auch der konkrete Sterbeprozess und welche Möglichkeiten jeder Mensch hat, sich einzubringen und einen eigenen Umgang, ein eigenes Bewusstsein zu entwickeln. Verschiedene Symptome und Möglichkeiten der Linderung, was nach dem Versterben zu tun ist, sowie Planung und Vorsorge am Lebensende waren weitere wichtige Inhalte. Der Kurs „Sterben in unserer Gesellschaft“ hat zum Ziel, dass Themen, wie Sterben, Tod und Trauer angesprochen und Ängste abgebaut werden. Die Berührung mit Tod und Trauer soll kein Tabuthema mehr sein, denn das hilft den Menschen nicht, sich in eben solchen Situationen zurechtzufinden. Sei es der Besuch bei jemandem, der im Sterben liegt, oder die Trauer einer anderen Person – Unsicherheiten sind immer da.
Der Tod gehört zum Leben. Und wenn wir anfangen, darüber zu sprechen, haben wir nicht nur die Möglichkeit, selbstbestimmt zu sterben, sondern auch bis zum Schluss zu leben.
Glücklich und dankbar über diese ersten beiden Kurse schließe ich diesen Beitrag, wie auch die Kurse „Sterben in unserer Gesellschaft“ mit einem meiner Lieblingszitate:
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